Paul Keuter, Mitglied der Geschäftsleitung von Hertha BSC, hat sich eine Menge Aufgaben auf den Tisch legen lassen. Er ist ausweislich der Website von Hertha verantwortlich für Kommunikation, Markenführung, Digitale Transformation & CSR (Corporate Social Responsibility, Anm. des Autors).
Wer für soviel Gutes im Großen verantwortlich zeichnet, kann sich nicht um jedes Detail kümmern. Und wenn einem ein Nutzer bei Twitter widerspricht, dann weiß der Ex-Chef des Sportbereichs von Twitter natürlich, was zu tun ist: blockieren. Ist ja auch der einfachste Weg. Weg mit dem lästigen Fußvolk, Austausch ist nicht notwendig und Diskussion sowieso nur Folge eines Mangels an Anweisung.
Dieses Schicksal ist nun auch mir widerfahren. Paul Keuter hat mich, Fan und Vereinsmitglied seit beinahe zwanzig Jahren, Co-Betreiber eines Vereinspodcasts, auf Twitter blockiert. Warum? Diese Frage kann sicherlich Herr Keuter beantworten.
Ich habe dafür auch eine Spur Verständnis. Wer sich für die Offenheit und Toleranz in der großen Welt einsetzt und auch dem Infight mit Donald Trump via Twitter nicht aus dem Wege geht (wahrscheinlich zittert der noch immer vor dem Giganten aus dem Friesenhaus), kann sich nun wahrlich nicht mit Offenheit und Toleranz im kleinen Berlin abgeben. Da muss man realistisch bleiben. Das lenkt schließlich nur ab vom Kampf um den Weltfrieden.
Eine von Paul Keuters Kernaufgaben ist die Schärfung des Markenprofils von Hertha. Eine Untersuchung hat gerade ergeben, dass er da offensichtlich noch eine Menge Arbeit hat.
Vielleicht führt die Veröffentlichung dieser Studie auch zu einer gewissen Dünnhäutigkeit. Schon dreieinhalb Jahre im Amt und noch keinen Schritt weiter. Noch immer will es ihm nicht gelingen, diesem spröden Gebilde aus Charlottenburg eine Markenidentität überzustülpen. Da passt nicht mal one-size-fits-all. Dabei hat das doch früher immer so gut funktioniert. Und dann kommen da noch die kleinen Kläffer bei Twitter, in Blogs oder Podcasts und wagen Widerspruch. Das ist wirklich zu viel.
Wer das Wesen von Twitter als reines Verlautbarungsmedium begreift, missversteht den Charakter dieses Netzwerks. Diskurs und Austausch prägen die Plattform. Dass der Ex-Twitter-Mitarbeiter dies offensichtlich nicht verstanden hat, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Stellt sich für mich die Frage: interessieren sich die Mitglieder der Geschäftsführung und des Präsidiums eigentlich dafür, was der Medienprofi Keuter so den ganzen Tag tut, wenn er nicht gerade Fans des eigenen Vereins in den sozialen Netzwerken blockiert? Und wie lange ist man gewillt, ob des offensichtlichen Nichtgelingens Herrn Keuter weiterwurschteln zu lassen.
Der Kredit bei den Fans, sofern er jemals welchen hatte, scheint ja aufgebraucht. Herr Keuter blockiert sich wild durch Twitter. Und er macht nicht bei den Fans halt. Auch Journalisten werden geblockt und müssen sich die Informationen nun auf anderem Wege besorgen.
Schöne neue Medienwelt.
Korrektur: in einer früheren Version hieß es, Keuter sei „Chef von Twitter-Deutschland“ gewesen. Das ist korrigiert.
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